Tagesspiegel Leute Newsletter | Charlottenburg-Wilmersdorf 10.12.2021

2021-12-27 04:46:24 By : Mr. Lei Xi

Als „Pseudo-Retro, halb kitschig und etwas protzig“ bezeichnen Hans-Joachim Stillisch (links im Bild) und Bastian Lee Jones (re.) das Interieur ihres Berliner Business Wohnzimmers mit weißen Ledersofas, silbernen Spiegeln, golden gerahmten Bildern und schwarz-weißen Plüschfedern in Vasen. Dieser Stil sei in den 1980-er Jahren in großbürgerlichen West-Berliner Kreisen populär gewesen, sagen sie.

Seit Anfang dieses Jahres sind die Räume an der Friedbergstraße 39 nahe dem Amtsgericht Charlottenburg und dem Lietzensee ein Veranstaltungsort, der als Gegensatz zu „großen und unpersönlichen“ Sälen in Tagungszentren oder Hotels gedacht ist.

Viele der Nutzer stammen aus Charlottenburg-Wilmersdorf. Zu ihnen gehört Anke Siedschlag, die auf unserem Foto zwischen den beiden Gründern zu sehen ist. Zwei Mal wöchentlich macht sie das größte der drei Zimmer zum Showroom ihrer Schokoladen-Manufaktur Metropol Chocolatiers.

„Ich wohne nur zehn Minuten entfernt“, sagt die Unternehmerin. Einen eigenen Laden möchte sie nicht betreiben. Früher verkauften Duty-Free-Shops in den Flughäfen Schönefeld und Tegel ihr Konfekt. Doch die neuen Geschäfte im Flughafen BER nahmen es nicht ins Sortiment auf. Das „Berliner Business Wohnzimmer“ ermögliche ihr Kontakte zu Geschäftspartner:innen, sagt Anke Siedschlag. Wenn sie an der Friedbergstraße gastiert, können Leute aus dem Kiez die Pralinen auch kaufen. Das spielt aber nur eine Nebenrolle.

An gleicher Stelle hat der Reisejournalist Horst Schwartz soeben aus einem seiner Bücher gelesen, das „kurze Erinnerungen aus einem langen Reiseleben“ enthält (lesen Sie dazu auch unser Porträt des Autors, das im November hier im Newsletter erschienen war).

Zu den weiteren Nutzern des Salons gehören eine Künstlerin und „Expertin für Lebenslust“, die unter anderem glamouröse Spaziergänge auf dem Kurfürstendamm veranstaltet, eine Masseurin und Klangtherapeutin, Modelagenturen, Videoproduzenten sowie Interessenverbände, die kleine Räume bevorzugen. Rund 90 Quadratmeter Fläche stehen in drei Zimmern zur Verfügung.

Einige Jahre lang hatte die Immobilienunternehmerin Monika Cavada viele Partys in den Räumen gefeiert. Hans-Joachim Stillisch und Bastian Lee Jones kooperierten mit ihr. Doch Ende 2020 starb Monika Cavada. Daraufhin entwickelten Stillisch und Jones das Konzept eines Business-Treffpunkts.

Kennen gelernt hatten sich die beiden vor rund zwei Jahren bei einer Veranstaltung einer Modelagentur an anderer Stelle. Stillisch ist Mitte 60, hatte in den 1970-er Jahren in Potsdam studiert und war Lehrer für Mathematik und Sport. Es folgte eine wechselhafte Berufslaufbahn mit Stationen bei einem Konzertveranstalter, in einem Reiseclub für Senioren und in einem Tourismusbüro.

Jones wurde in Bali geboren und wuchs in Berlin auf. Der Mittvierziger ist auch Songwriter und Komponist und moderierte früher Rock-Radiosendungen. Seine Firma „Lebenslust TV“ dreht außerdem PR-Filme für Unternehmen.

„Wir sind Vermieter, aber keine Veranstalter“, betonen die zwei Unternehmer. Wenn beispielsweise ein Catering gewünscht ist, beauftragen sie nahe gelegene Restaurants damit.

Der Start des „Berliner Business Wohnzimmers“ mitten in der Coronakrise sei ein „harter Kampf“ gegen widrige Umstände gewesen, sagen die Betreiber. Zum Durchbruch verhalf ihnen besonders eine Modelagentur, die sich im vergangenen Frühjahr einmietete und laut Jones danach „massive Empfehlungen“ verbreitete. Schon nach kurzer Zeit wurde der Betrieb profitabel. „Wir haben unsere Nische gefunden“, freuen sich Stillisch und Jones.

Dies ist eine Leseprobe aus unserem Charlottenburg-Wilmersdorf-Newsletter .

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